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Brüssel:

EFSA hält Glyphosat für unbedenklich - Pestizide: Grüne Heubuch kritisiert Richtungsentscheidung für Verlängerung der EU-Zulassung

Stand: 13.11.15 07:22 Uhr

13.11.2015. Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA hat heute eine entscheidende Bewertung des weltweit am meisten verwendeten Pestizidwirkstoffs Glyphosat veröffentlicht, die den Weg für eine Verlängerung der EU-Zulassung ebnet. Der Wirkstoff war von IARC, der Krebsforschungsagentur der WHO, als "wahrscheinlich krebserregend beim Menschen" eingestuft worden. Die federführende deutsche Behörde BfR (Bundesamt für Risikobewertung) sah hingegen "kein Krebsrisiko bei einer ordnungsgemäßen Anwendung". Das teilte die grüne Europa-Abgeordnete Maria Heubuch in einer Presseinfo mit. Es sei "enttäuschend zu sehen, dass die EFSA hier die industriefreundliche Haltung des BfR kritiklos übernimmt", sagte die Politikerin.

Die grüne Europa-Abgeordnete Maria Heubuch ist vorige Woche nach Parma gereist, um mit den EFSA-Experten über das Thema zu diskutieren. Zur Entscheidung der EFSA sagte sie: „Es ist enttäuschend zu sehen, dass die EFSA hier die industriefreundliche Haltung des BfR kritiklos übernimmt. Eine überwältigende Anzahl an wissenschaftlichen Studien hat auf genotoxische und krebserregende Effekte hingewiesen." Ein Grundproblem sei, dass diese Studien von den beiden Behörden nur unzureichend berücksichtigt wurden. Stattdessen würden die beiden Behörden ihre Bewertungen in erster Linie auf unveröffentlichte Studien stützen, die die Herstellerfirmen selbst durchgeführt hätten. Das IARC habe hingegen bei seiner Bewertung ausschließlich veröffentlichte, einem Peer-Review-Verfahren unterworfene Studien herangezogen.

Hebuch sagte weiter: "Die Prüfung der eigenen Produkte eröffnet den Firmen einen großen Spielraum, um unerwünschte Ergebnisse in der Schublade verschwinden zu lassen oder schädliche Auswirkungen zu bagatellisieren. Noch beunruhigender ist, dass diese Industriestudien nicht veröffentlicht werden und daher für kritische Wissenschaftler nicht überprüfbar sind." Im Interesse von Umwelt- und Verbraucherschutz müsse EU-Kommissar Andriukaitis einen Gesetzesvorschlag liefern, um eine unabhängige und transparente Prüfung bei gleichzeitiger Kostenübernahme durch die Industrie sicherzustellen. Als ersten Schritt, sollten Behörden Heubuch zufolge "nur solche Studien berücksichtigen, die veröffentlicht und damit überprüfbar gemacht werden".

Solange es keinen wissenschaftlichen Konsens zur Schädlichkeit von Glyphosat gebe, müsse die EU-Kommission das Vorsorgeprinzip anwenden und die Verlängerung der Zulassung von Glyphosat verweigern. so Heubuch: "Unabhängig von der Einstufung sollten in jedem Fall die Anwendung im Privatbereich sowie die Sikkation, die zu hohen Rückständen in Lebensmitteln führt, vollständig ausgesetzt werden."

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