Schweinezucht | Bildquelle: RTF.1

Deutschland:

Konkurrenzkampf im Handel - Bauern-Chef fordert Lebensmittelgipfel

Stand: 22.08.15 13:18 Uhr

Angesichts des sich zuspitzenden Konkurrenzkampfes im Lebensmitteleinzelhandel warnt die deutsche Landwirtschaft vor einem massiven Bauernhöfesterben. "Die Situation spitzt sich dramatisch zu", sagte Johannes Röring, Präsident des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes. Er fordert die Einberufung eines Lebensmittelgipfels unter Einbeziehung der Politik und aller Beteiligten der Wertschöpfungskette "vom Acker bis zur Ladentheke". Er werde Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) am kommenden Montag auffordern, eine solche Runde möglichst schnell zu organisieren. Vor allem die Fleischproduktion verursache derzeit tiefrote Zahlen in den Bilanzen der Bauern, sagte Röring, der auch CDU-Bundestagsabgeordneter ist. Beispielsweise liegen seinen Angaben zufolge die Erzeugungskosten für ein Schwein bei 165 Euro, der Handel zahle aktuell pro Tier jedoch nur 130 Euro. Der Handel missbrauche bei den Preisverhandlungen seine Marktmacht."Der Markt funktioniert nicht mehr", sagte Röring.

Er werde Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) am kommenden Montag auffordern, eine solche Runde möglichst schnell zu organisieren, so Johannes Röring zur Westfalenpost.
 
Vor allem die Fleischproduktion verursache derzeit tiefrote Zahlen in den Bilanzen der Bauern, sagte Röring, der auch CDU-Bundestagsabgeordneter ist. Beispielsweise liegen seinen Angaben zufolge die Erzeugungskosten für ein Schwein bei 165 Euro, der Handel zahle aktuell pro Tier jedoch nur 130 Euro. Der Handel missbrauche bei den Preisverhandlungen seine Marktmacht. "Der Markt funktioniert nicht mehr", sagte Röring.

Das Problem: Einerseits stehen viele Verbraucher der Massentierhaltung skeptisch gegenüber, andererseits wollen sie aber weiter preisgünstiges Fleisch einkaufen. Einerseits streiten die Deutschen darüber, was sich in der industriellen Nutztierhaltung ändern muss, andererseits geben sie für Lebensmittel im Vergleich zu ihren europäischen Nachbarn wenig aus.

Ein Thema, mit dem sich dieser tage auch das ZDF befasst: Die "Frontal 21"-Dokumentation "Tierfabrik Deutschland - Von Billigfleisch und Wegwerfküken" blickt am Dienstag, 25. August 2015, 21.00 Uhr, auf die Widersprüche zwischen der landwirtschaftlichen Produktionsrealität und den Verbraucherwünschen.

80 Prozent der Verbraucher wollen angeblich mehr für tierschutzgerechte Lebensmittel zahlen. Doch an Ladentheken ist "Billig" König und das Leiden der Tiere kaum Thema. Die Dokumentation von Jörg Göbel und Christian Rohde zeigt, wie die Fleischproduktion heute stattfindet und warum Verbraucher trotzdem am liebsten Bauernhof-Idylle damit verbinden.

Billige Eier - und der millionenfache Mord an Eintagsküken: Seit Jahren ist das Problem ungelöst, dass männliche Küken der Legelinien direkt nach dem Schlüpfen getötet werden, millionenfach vergast. Die Autoren sprechen mit dem Chef des weltweit größten Geflügelzuchtunternehmens, der auf großtechnische Lösungen setzt - die Erkennung des Geschlechts im Ei.

Billiges Schweinefleisch - und Kadavertonnen in der Massenproduktion: Viele Landwirte können und wollen sich kleine und schwache Ferkel nicht leisten. Bei einigen gehört es zum Alltag, dass diese sogenannten Kümmerlinge an der Stallwand totgeschlagen werden und in Kadavertonnen landen. Die Autoren begleiten Schweinemäster bei der Arbeit, schildern, in welchen ökonomischen Zwängen die Landwirte stecken, und fragen, wie viel mehr Tierschutz kosten würde.

Unter Druck sind die Bauern auch angesichts des freien Falls der Milchpreise. Jahrzehntelange Hochleistungszucht hat nicht nur die jährliche Milchleistung auf mehr als 10 000 Liter gesteigert, sie hat zudem die Kühe anfälliger gemacht für Krankheiten, weswegen diese immer schneller im Schlachthof landen - darunter häufig auch trächtige Rinder. Die Kälberembryonen sterben einen qualvollen Erstickungstod. Die Autoren erleben die Geburt eines Kälbchens ebenso mit wie das Feilschen um den Wert des Tierlebens.

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