Sanierung am BZN | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Schadstoffe beseitigen - Stadt investiert 2,5 Mio Euro für Asbestsanierung am BZN

Stand: 15.08.15 15:15 Uhr

Es ist ein Problem, mit dem derzeit fast alle Städte und Gemeinden zu kämpfen haben. Vor allem in den 70erJahren wurde in Gebäuden sehr häufig Asbest verbaut - vor allem wegen dessen vielen recht praktischen Eigenschaften. Mittlerweile ist klar: Eingeatmete Fasern können unter anderem zu Lungenkrebs führen bzw. tödlich sein. Seit 1993 ist dieser Werkstoff verboten. Diesbezüglich belastete Gebäude müssen deshalb mit umfangreichen und aufwändigen Methoden saniert werden. So auch jetzt eine große Schule in der Region: das Bildungszentrum Nord in Reutlingen.


Leer und ruhig ist es hier trotz Sommerferien und nicht anwesender Schüler aktuell nicht. Mit teils lauten Maschinen sind die Handwerker zugange, um die im Frühjahr gefundenen Schadstoffe zu beseitigen. Auch die vor dem Gebäude abgestellten Container weisen auf die Sanierungsmaßnahmen hin. In weißen Säcken wird das Asbest entsorgt, damit keine Fasern in die Luft gelangen. Eine von mehreren Vorsichtsmaßnahmen.

Laut Peter Geier, Leiter des Gebäudemanagements Reutlingen, werde der ganze Bereich, der immer jeweils bearbeitet werde, staubdicht abgedichtet, dass keine Fasern nach außen dringen könnten. Der Zugang zu diesen Bereichen werde nur über eine Schleuse möglich sein – wo eine Asbestbelastung vorliege sogar mit einer Dusche. Die Mitarbeiter würden also vollständig in Schutzanzügen arbeiten und müssten sich dann, wenn sie aus ihrem Arbeitsbereich wieder rauskommen wollen, abduschen, damit sie jeweils entsprechend wirklich sauber sein.

Nachmessungen sollen schließlich zeigen, ob die Maßnahmen wirkungsvoll waren. Die umfangreichen Schutzvorkehrungen sind mit ein Grund für die hohen Sanierungskosten von rund 2,5 Millionen Euro. Sie sind aber notwendig:

Geier zufolge atme der menschliche Körper über die Lunge die Asbestfasern ein. Diese würden dann einfach zu lange im Körper verbleiben, was dazu führe, dass die Fasern zu Veränderungen im Gewebe führen könnten und das wiederum könne zu einer Lungenkrankheit führen, der sogenannten Asbesthose. Das sei laut Geier das Problem am Asbest. Und vor allen Dingen sei die Problematik, dass die Fasern so kurz seien. Sie würden brechen, dass sie lungengängig seien – das heiße, sie würden durch die Bronchien nicht ausgeatmet oder abgehalten, sondern könnten sich eben tatsächlich in die Lunge dann einnisten.

Zu den Kosten tragen aber auch die an sich aufwendigen Sanierungsmaßnahmen bei. Die Handwerker arbeiten in verschiedenen Bereichen: Man arbeite laut Geier in Zusammenhang mit Brandschutzmaßnahmen an der Entsorgung von künstlichen Mineralfasern. Man arbeite an den Abdeckungen von Fugen, wo asbesthaltiges Material gefunden worden sei. Und in Zusammenhang mit der Sanierung der Lehrküche arbeite man bereits an den ersten Bauteilen, die schwer belastet seien mit Asbest, wo wirklich befürchtet werden müsse, dass eine Faserkontamination stattfinde. Die ganze Decke muss ausgetauscht werden – ebenso ein Großteil der Türen: Alle gelben Türen sind asbesthaltig und müssen raus.

Um die Auswirkungen auf den Schulbetrieb so gering wie möglich zu halten, wird in den Sommerferien mit Hochdruck gearbeitet. In den kommenden Jahren werde das Gebäudemanagement gemeinsam mit der Schulleitung und den beauftragten Büros eine Konzeption entwickeln, wie sie hauptsächlich in den Ferien aber wahrscheinlich auch während der Schulzeit einzelne Bereiche immer wieder durchsanieren könnten, sodass sie am Schluss des Jahres 2018 soweit sein würden, alle belasteten Materialien ausgetauscht zu haben – so Geier.

Wie in vielen anderen Gebäuden wurde auch im Bildungszentrum Nord Formaldehyd festgestellt. Die Belastung liegt dort aber weit unter den Grenzwerten und stellt deshalb keine Gefahr dar.

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