Erfolge im Kampf gegen Clostridium difficile-Infektion
Sehr geschwächt war auch Rolf F., als er im Mai dieses Jahres zu Dr. Bachmann und Dr. Philipp Solbach in die Klinik kam. Der Rentner litt seit Februar unter immer wieder auftretenden Durchfällen und hatte mittlerweile zwölf Kilogramm Körpergewicht verloren. „Ich war nur noch ein dünnes Hemd", erinnert er sich. Wegen akuter Atemnot aufgrund seiner Lungenerkrankung COPD war er im Februar in einem Krankenhaus gewesen – und hatte sich dort vermutlich mit dem Bakterium Clostridium difficile angesteckt. Die einzige medikamentöse Behandlung der Clostridium difficile-Infektion ist eine spezielle Antibiotikatherapie. Doch die führte bei Rolf F. nur kurzzeitig zum Erfolg. Die hartnäckigen Durchfälle kamen immer wieder. „Für genau diese Situation ist die Stuhltransplantation eine vielversprechende Option", sagt Dr. Solbach.
In Deutschland ist die Stuhltransplantation zwar noch nicht als Therapie zugelassen, sie wird jedoch als individueller Heilversuch an einigen Kliniken durchgeführt. „Dabei wird dem Patienten während einer Darmspiegelung der aufbereitete Stuhl eines gesunden Spenders in den aufsteigenden Teil des Dickdarms gebracht", erklärt Dr. Solbach das Verfahren. Hier siedeln sich die übertragenen Bakterien im Darm des Empfängers an. So sorgen sie wieder für ein gesundes Zusammenspiel der Mikroorganismen – die Krankheitserreger können verdrängt werden. Vor der Behandlung wird der Spender sorgfältig auf Infektionskrankheiten wie HIV, Hepatitis, Salmonellen und andere Parasiten sowie auch auf Clostridium difficile untersucht. Der gespendete Stuhl wird mit Kochsalzlösung verdünnt, gefiltert und homogenisiert. „Häufig sind die Spender Familienangehörige des Empfängers, aber auch ‚Fremdspenden' liefern ähnlich gute Ergebnisse", sagt Dr. Solbach.
Familie F. hatte vorher noch nie etwas von der Behandlungsmethode gehört. „Es kommt einem anfangs schon ungewöhnlich vor", sagt Ursel F., die sich spontan als Spenderin für ihren Ehemann zur Verfügung stellte. Heute ist das Ehepaar froh darüber, auf den Vorschlag der Ärzte eingegangen zu sein. „Ich fühle mich wohl und habe von den zwölf verlorenen Kilo schon sechs wieder zugenommen", sagt Rolf F., der inzwischen auch wieder seiner geliebten Gartenarbeit nachgehen kann.
Der Therapieerfolg der Stuhltransplantation ist demnach groß: Bei mehr als 80 Prozent der an einer Clostridieninfektion erkrankten Patienten führt sie zu einer Heilung. „Es ist eine sehr verträgliche Therapieform. In den meisten Fällen reicht eine einmalige Behandlung aus", sagt Dr. Bachmann. Wirklich erforscht ist die Methode noch nicht. So ist beispielsweise noch unbekannt, welche Bakterien oder welcher Mechanismus genau dafür verantwortlich ist, dass Clostridium difficile im Darm zurückgedrängt wird. Auch über die Langzeitverläufe gibt es noch keine hinreichenden Erkenntnisse. Diesen und anderen Fragen gehen Dr. Bachmann und Dr. Solbach gemeinsam mit Kollegen aus Köln, München, Tübingen und Lübeck in einer Studie des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) auf den Grund – der ersten klinischen Studie, die vollständig aus dem DZIF heraus begonnen wurde. Unter anderem wollen die Wissenschaftler die Bakterien identifizieren, die Patienten vor der lebensgefährlichen Clostridium difficile-Infektion schützen können.
Bild oben: Prof. Dr. Michael Manns (M.), Dr. Bachmann (l.) und Dr. Solbach (r.) mit einem Endoskop.
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