Joachim Gauck mit Buch | Bildquelle: RTF.1

Münsingen:

Mike Münzing trifft Joachim Gauck

Stand: 27.03.25 16:16 Uhr

Joachim Gauck hat in seinem Leben bereits einiges erlebt. 1940 in Rostock geboren, erlebte er als Kind das Ende des zweiten Weltkriegs und später die SED-Diktatur in der DDR hautnah mit. Die meisten kennen in aber wohl aus seinem Amt als Bundespräsident, das er zwischen 2012 und 2017 inne hatte. Mittlerweile hat er darüber hinaus mehrere Bücher veröffentlicht, und über sein neuestes Werk hat er am Mittwoch mit Münsingens Bürgermeister Mike Münzing gesprochen.


Mit einem lapidaren 'Moin' begrüßte Mike Münzing den früheren Bundespräsidenten in der gut gefüllten Münsinger Alenberghalle. Die beiden seien sich nicht zum ersten Mal begegnet, verriet Münzing im Vorfeld. Auch deshalb habe er sich auf den Abend gefreut und gleichzeitig einiges erwartet.

"Zum einen einen humorvollen und einen aufgeschlossenen Bundespräsidenten a.D., der uns ganz viel mitzugeben hat und viel zu sagen hat – denn das hat er. Die Begegnungen mit ihm waren für mich jedes Mal eine Bereicherung und deshalb freue ich mich auf den Abend" sagte Gauck im Vorfeld.

Und Mike Münzings Hoffnung sollte sich bewahrheiten, denn an Humor mangelte es am Mittwoch nicht. Wem zum Beispiel Erzählungen aus Gaucks Kindheit wichtig seien, dem legte dieser einen Buchkauf ans Herz. Um eines müsse man sich aber keine Sorgen machen.

"Aber sie müssen die Bücher nicht kaufen aus Mitleid mit mir. Meine Einkommensverhältnisse sind wirklich geordnet" versicherte Gauck.

Doch der Titel von Gaucks neuem Buch „Erschütterungen" deutet es bereits an: Es gab auch ernste Themen zu besprechen. Einen Auszug las der 85-jährige aus dem Werk vor, in dem es in erster Linie um den Zustand der Demokratie geht. Diese sei ihm aus drei verschiedenen Blickwinkeln begegnet.

"Als ich jung war, und in einer Diktatur lebte, war sie das ferne, leuchtende Sehnsuchtsziel. Als ich die Mitte meines Lebens überschritten hatte eine friedliche Revolution erlebt und mitgestaltet hatte, da war sie der endlich erreichte Ankunftsort. Fest gegründet und sicher, gut dort zu wohnen. Nun, am Abend meines Lebens, hat sich meine Sicht auf sie noch einmal verändert" las Gauck aus seinem Buch.

Aktuell erfahre er, dass sie – Zitat – „nicht die festgefügte Ordnung sei, wo die Gerechten in stabiler Sicherheit leben." Zur Zeit werde die liberale Demokratie gar von außen und von innen bedroht. Erst tiefgreifende Erschütterungen hätten die Menschen auf die Gefahr aufmerksam gemacht. Jetzt müsse laut dem 85-jährigen aber gehandelt werden.

"Eigentlich ist nun die Zeit angebrochen, wo wir endgültig aufwachen sollten. Und ein Teil dieses Buches beschäftigt sich damit, die Menschen aufzuklären über bestimmte Propaganda-Lügen von Putin und eine Gutwilligkeit von Deutschen, die immer so tun, als müsse man in einem Konflikt schauen: Vielleicht hat ja der Putin auch ein bisschen Recht und an einem Konflikt sind immer beide auch ein bisschen schuld?" so Gauck.

Damit schaue man an der Wirklichkeit vorbei, sagte Gauck, der diese Einstellung – Zitat – „schrecklich" findet. Eine Haltung, die in Münsingen am Mittwochabend viele zu teilen schienen.

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