Klara Geywitz (2. v.l.) zu Besuch bei der AWO | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Housing First: Bundesbauministerin Klara Geywitz besucht AWO

Stand: 18.02.25 15:18 Uhr

Housing First. Das bedeutet, Obdachlose bekommen möglichst schnell eine eigene Wohnung, ohne dass sie dafür vorher Voraussetzungen erfüllen müssen. Die Betreuungsangebote kommen dann, wenn der dann ehemalige Obdachlose seine eigene Wohnung hat. Dieses moderne Prinzip der Sozialpolitik hat sich seit 1999 entwickelt und immer mehr durchgesetzt. Doch in Reutlingen praktiziert es die AWO schon seit 30 Jahren. So lange gibt es schon die Oasenhäuser. Bundesbauministerin Klara Geywitz hat am Montag eines dieser Häuser besucht.


Der Theodor-Körner-Weg in Reutlingen. Hier steht eines der Oasenhäuser. Im Inneren sechs Wohnungen für Menschen, die es auf dem freien Wohnungsmarkt schwer haben, unterzukommen. Sebastian Weigle, AWO-Vorsitzender und SPD-Bundestagskandidat: "Unser Oasenkonzept, das geht übrigens auf Pfarrer Kunz zurück damals, der ist ja vor einiger Zeit leider verstorben, heißt, dass wir den Menschen, die in der Obdachlosigkeit waren, versuchen, so schnell wie möglich einen Wohnraum zu verschaffen, da geben wir dann zusätzlich noch mal ein Angebot, ein Betreuungsangebot dazu, aber das kann oder muss nicht angenommen werden."

Die Idee dahinter: Menschen, die eine Wohnung haben, haben es auch leichter, wieder in den Arbeitsmarkt integriert zu werden.

Bundesbauministerin Klara Geywitz hatte zunächst den AWO Tagestreff und danach zwei Wohnungen in der Oase besichtigt. Im Anschluss stand sie vor dem Gebäude den Medien Rede und Antwort. So verriet sie zum Beispiel, welche Anregungen sie von Reutlingen nach Berlin mitnimmt: "Also, ganz viel Anregung, insbesondere, dass es einen großen Investitionsbedarf gibt bei den Begegnungsstätten für Obdachlose, was die Barrierefreiheit anbelangt, da haben wir überlegt, was mit den Mitteln funktionieren kann, die es jetzt schon gibt mit der Städtebauförderung, aber wir brauchen vor allen Dingen auch Empfehlungen für die Möglichkeit, wie in Zukunft Obdachloseneinrichtungen ausgestattet sind zum Thema Barrierefreiheit."

Doch die Ministerin war auch selber mit Anregungen gekommen, von denen auch die AWO noch etwas lernen konnte: "Wir haben ja jetzt das erste Mal seit vielen Jahrzehnten wieder richtig viel Geld für die Mittel des sozialen Wohnungsbaus, und die können nicht nur für Neubau verwendet werden, sondern auch für die Sanierung, weil gerade Wohnungen im Bestand, die saniert werden, sind dann hinterher oft teurer, so dass sie zum Beispiel von einigen Leuten nicht mehr bezahlt werden können, und da können die Mittel des sozialen Wohnungsbaus auch für die Kunden der AWO genutzt werden, um preiswerten Wohnraum zu haben", so Geywitz.

Auch das Gebäude im Theodor-Körner-Weg war saniert worden. Vier Jahre ist das jetzt her. Das Haus gehört der GWG und wird an die AWO vermietet. Allein durch Spenden hatte die AWO die Sanierung finanziert.

Sebastian Weigle: "Tatsache ist, wir können immer bis jetzt nur Oasen neu machen, wenn wir genügend Spenden beisammen haben und ein Matching bekommen mit der GWG zum Thema verfügbare Häuser oder verfügbaren Wohnraum. Und ich glaube, wenn uns da die Finanzierung leichter gemacht würde, dann wäre schon viel geholfen, da könnten wir da, wo es notwendig ist, auch noch mal rangehen."

Der Bedarf ist groß. Denn wer einmal in eine Oasenwohnung gezogen ist, bleibt dort ein Leben lang. Mieterwechsel entstehen meistens nur durch Umzug ins Pflegeheim oder durch Todesfälle.

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