Der Schönbuch ist der älteste Naturpark Baden-Württembergs. Das rund 150 Quadratkilometer große Gebiet ist der ideale Ort, um sich vom Alltag zu erholen und um eine ausgiebige Wanderung zu unternehmen. Unterwegs können Wanderer beim genauen Hinsehen auf zahlreiche Kleindenkmäler treffen, die im gesamten Schönbuch verstreut sind.
Mit diesen beschäftigt sich aktuell die AG Kleindenkmale des Naturparks. „Kleindenkmale sind kleine, bewusst von Menschen errichtete Denkmäler, die an bestimmte Ereignisse erinnern. Die meisten sind Zeugnisse von tragischen, aber auch von erfreulichen Geschichten. Einige von ihnen geben uns heute Rätsel auf, während andere Hinweise auf ihre ursprüngliche Errichtung liefern“, so Mathias Allgäuer, der Geschäftsführer des Naturparks Schönbuch.
Eines dieser Kleindenkmäler ist der sogenannte Pfeifferstein in der Nähe von Bebenhausen. Auf ihm ist der Name Wilhelm Pfeiffer zu lesen. Das Kreuz erinnert an die Geschichte des 15- oder 16-Jährigen, der im Jahr 1822 als Forstpraktikant beim ansässigen Forstamt tätig war.
„Sein Chef, der Oberforstrat Vogelmann, war nach Pfullingen gefahren. Als er abends zurückkam, bemerkte er sein Fehlen, machte sich jedoch wohl zunächst keine Sorgen – so wie es vermutlich auch damals bei jungen Leuten üblich war. Doch als er am nächsten Tag ebenfalls nicht auftauchte, begann man spätestens am übernächsten Tag damit, nach ihm zu suchen. Schließlich fand man ihn tot im Wald auf, offenbar erschlagen mit einem Haubeil, einer Hiebwaffe oder einer Axt“, erzählte der Historiker und Archäologe Dr. Christoph Morrissey. Das Motiv konnte bis heute nicht geklärt werden, auch die Täter blieben unbekannt. Eine Theorie besage laut Morrissey, dass ein Holzdiebstahl seitens der Bevölkerung der Grund für die Tat gewesen sein könnte.
Im Schönbuch gibt es noch zahlreiche weitere Denkmäler wie den Pfeifferstein – bei einem Pilotprojekt am Bezenberg, der nur etwa ein Sechstel des Naturparks ausmacht, wurden alleine rund 400 Denkmäler gefunden. Dazu zählen unter anderem Brunnen, Gedenksteine und Grenzsteine, aber auch Grabhügel und historische Steinbrüche.
„In diesem Fall hat Dr. Morrissey für uns dieses Pilotprojekt durchgeführt. Nun möchten wir es auf die gesamte Fläche des Schönbuchs ausweiten. Dafür nutzt er alte Karten, um die teils versteckten Objekte im Gelände erneut zu finden. Diese Arbeit ist sehr mühsam, da er sich oft durch Gestrüpp und Brombeeren kämpfen muss. Danach misst er die Funde neu ein, wofür uns mittlerweile sehr präzise Methoden zur Verfügung stehen. Unser Ziel ist es, am Ende eine digitale Datenbank zu besitzen, in der alle Denkmäler erfasst sind“, berichtet Allgäuer.
Durch die Erfassung der Denkmäler soll verhindert werden, dass die Geschichten hinter ihnen eines Tages in Vergessenheit geraten. Außerdem sollen sie den Forstbehörden dazu diesen, verbesserte Schutzmaßnahmen für die Kleindenkmäler zu treffen. Eventuell sei es geplant, eine Karte der Denkmäler für Wanderer zu veröffentlichen. Jedoch sollten Besucher darauf achten, die Denkmäler nicht zu beschädigen, damit sie auch noch die nächsten Jahrzehnte oder Jahrhunderte ihre Geschichten erzählen können.
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