"Leider ist Klimaschutz grade nicht oben auf der politischen Agenda, das spüren wir auch," erklärt Oberbürgermeister Boris Palmer. "Der Rückenwind, den wir vor fünf Jahren hatten, der ist leider weg. Aber wir haben trotzdem tolle Unterstützung aus der Bürgerschaft und ich versteh auch, dass so ein technisches Thema, wie die Überarbeitung eines bestehenden Programms, jetzt nicht der Gassenhauer ist, wo dann hunderte Leute kommen."
Doch nur weil ein Thema aktuell im Diskurs untergeht, heißt das nicht, dass es weniger wichtig ist. Das Klima heizt weiter auf und Palmer, dass Handlungsbedarf mehr denn je besteht. Doch vieles hat sich dem Projekt über die Jahre in den Weg gestellt.
"Wir haben neue Abteilungen bei der Stadt und den Stadtwerken aufgebaut für Wärmewende, Busbeschaffung, Elektromobilität, da tut sich viel," meint der parteilose Politiker. "Wir wären also jetzt in der Lage durchzustarten, die Wärmenetze auzubauen. Aber jetzt fehlt uns das Geld. Sowohl die Rahmenbedingungen durch Förderung, als auch durch Genehmigungspraxis."
Von der Finanzkrise der Gemeinden, bis zu fehlenden Förderungen von Bundesseite, Geld ist der Kern des Problems. Trotz knapper Kassen hat die Stadt über die vergangenen Jahre aber auch viel erreichen können.
"Also vor allem im Stromsektor sind wir operativ sehr weit gekommen, weil wir deutlich mehr ökologischen Strom produzieren können," erklärt Bern Schott, leiter der Stabsstelle Umwelt und Klimaschutz. "Beim Thema Wärme ist es tatsächlich so, dass wir sehr viele Planungsgrundlagen und Umsetzungsplanungen fertiggestellt haben, also den Weg kennen. Und beim Tü-Bus sind wir tatsächlich so auf dem halben Weg der Elektrifizierung der ÖPNV-Flotte. Da haben wir jetzt einen großen Schritt schon geschafft aber wir wissen auch wie der Restschritt geht und haben den zum Teil sogar durchfinanziert."
Trotz aller Fortschritte machte ein Gutachten klar: Das Ziel der Klimaneutralität in 2030 ist unter aktuellen Bedingungen nicht machbar. Es fehlt noch zu viel, der Fortschritt ist zu langsam. Doch Palmer hat nicht vor, das Ziel zurückzuschieben.
"Wir wissen, dass wir wieder Tempo zulegen müssten, wir wissen aber auch, technisch wäre es problemlos möglich, die Stadt klimaneutral zu versorgen. Deswegen halten wir auch am Ziel fest. Jetzt irgendwie ein späteres Jahr zu nennen, würde nach meiner Meinung nur dazu führen, dass man sich halt noch mehr Zeit lässt. Jetzt bleiben wir bei unserem Ziel und gucken, dass wir so nahe wie möglich dran kommen."
Bis wann Tübingen tatsächlich klimaneutral sein wird, ist schwer zu sagen. Doch neue Projekte der Stadt sind weiter in Arbeit. Die Zahl der E-Busse soll sich bis 2027 verdoppeln und wo die Photovoltaik steckenbleibt, eröffnen Windkraftprojekte neue Optionen für die Stadt. Auch wenn "Klimaneutral bis 2030" also wahrscheinlich ein Slogan bleibt, ist man hier optimistisch: Die Zukunft Tübingens werde blauer.
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