Vor dem Start muss die Drohne durchgecheckt werden | Bildquelle: RTF.1

Balingen/Albstadt:

Laborproben auf dem Luftweg: Zollernalb Klinikum lässt die Transportdrohne fliegen

Stand: 29.03.25 15:02 Uhr

Das Zollernalbklinikum geht beim medizinischen Transport neue Wege. Und das wortwörtlich, denn eine Drohne transportiert Laborproben durch die Luft von Albstadt nach Balingen. Die Fluggenehmigung ist bereits ausgestellt. Jetzt gehen die Drohnen auch in den regulären Flugbetrieb über, und wir waren für Sie vorab schon einmal bei einer Flugdemonstration mit dabei.


Ist es ein Vogel? Ist es ein Flugzeug? Nein, es ist eine Drohne. Und sie kommt den weiten Weg von Albstadt-Ebingen nach Balingen geflogen. Das sind zwölf Kilometer Luftlinie. Zwölf Minuten hat die Drohne dafür gebraucht, acht Kilo ist sie schwer. An Bord sind Blutproben aus Albstadt, die im Labor in Balingen untersucht werden müssen. Früher wurden sie im Auto transportiert. Doch dann kam die Tunnelbaustelle in Albstadt-Laufen. Sie erforderte einen langen Umweg. Zu lang für das Zollernalb-Klinikum. Der Luftweg erschien da attraktiver – und hat auch einige Vorteile gegenüber der Straße.

Dr. Gerhard Hinger, Vorsitzender Geschäftsführer des Zollernalb-Klinikums: "Wir reduzieren die Transportstrecke insgesamt von ca. 55.000 Kilometer im Jahr auf der Straße hin zu 30.000 Kilometer in der Luft, wir reduzieren den CO2-Ausstoß, also einen ganz klaren Umweltaspekt, und wir reduzieren die Kosten auf ca. ein Drittel dessen, was uns der Bodentransport kostet."

Und das obwohl das Klinikum einen externen Dienstleister dafür beauftragt. Labfly heißt das Unternehmen, das die Drohnen baut und auch fliegt.

Der Flug selbst verläuft voll automatisch, doch ein Drohnenpilot muss ihn kontrollieren – über diesen Bildschirm. Sieht kompliziert aus, ist aber in einer Zwei-Wochen-Schulung erlernbar. Der Drohnenpilot sitzt in Berlin und hat die Strecke im Auge, auch wenn sich beispielsweise Hindernisse in der Luft befinden oder was Unvorhergesehenes passiert. Sicherheit wird hier groß geschrieben, und das muss auch so sein.

"Das Besondere ist, dass wir mit unserem Drohnensystem entsprechend über besiedeltem Gebiet fliegen können und außerhalb der Sichtweite des Steuerers und dabei ungetestete Laborproben, die luftrechtlich gefährliche Güter darstellen, transportieren dürfen", sagt Tim Fischer, CEO von Labfly.

Ist die Drohne gelandet, nimmt sie Laborleiterin Dagmar Weiß in Empfang und sichert die Propeller. Das geschieht auf dem Dach des Klinikums. Dort nimmt sie auch die Transportschachteln aus der Drohne. Die Verpackung soll ein Auslaufen der Proben verhindern, denn sie könnten infektiös sein. Im Gebäudeinneren entnimmt die Laborleiterin die Blutproben. Das ganze Prozedere geschieht siebenmal am Tag. Vier Drohnen stehen dafür zur Verfügung.

Bevor die Drohne leer wieder nach Albstadt zurückfliegt, muss das Klinikpersonal sie ausführlich begutachten. Wie beim Flugzeug muss eine lange Checkliste ausgefüllt werden. Erst dann kann die Drohne starten. Damit sie nicht abstürzt, sind eine ganze Reihe von Sicherheitsmechanismen eingebaut.

Tim Fischer: "Das heißt, wir haben an unserer Drohne acht Rotoren verbaut, wir brauchen vier davon zum Fliegen, wir haben zwei Akkusysteme, die parallel funktionieren und entsprechend dadurch haben wir eine sehr, sehr hohe Sicherheit, zusätzlich haben wir in der Drohne einen Flugsteuerungscomputer, der in sich dreifach redundant aufgebaut ist."

Auch ein Sicherheitscomputer und ein Fallschirm finden sich an Bord. Vorerst verkehren die Drohnen nur zwischen Albstadt und Balingen, könnten aber in Zukunft auch andere Ziele anfliegen. Gerhard Hinger: "Wir kooperieren ja sehr eng mit dem Universitätsklinikum Tübingen, dort werden Gewebeproben hin geschickt zu Untersuchungen, aber auch andere Materialien transportiert mit der Blutbank in Tübingen, so dass man diese Verbindungen straßenunabhängig dann zukünftig gestalten kann."

Jetzt geht es aber erst einmal darum, Erfahrungen zu sammeln, mögliche Unwegbarkeiten kennenzulernen. Doch beim Zollernalb Klinikum ist man überzeugt: Die Drohnen sind die Zukunft.

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