Ausstellung Panik in Tübingen Udo Lindenberg | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Neues Kunstmuseum eröffnet mit Ausstellung von Udo Lindenberg

Stand: 08.03.25 17:09 Uhr

Tübingen hat ein neues Museum: Am Freitagabend ist das Neue Kunstmuseum Tübingen eröffnet worden. Und zwar gleich mit einem Paukenschlag. Denn die erste Ausstellung beschäftigt sich mit dem künstlerischen Schaffen von Panik-Rocker Udo Lindenberg und heißt dementsprechend „Panik in Tübingen“.


Großer Andrang bei der feierlichen Eröffnung – verständlicherweise, denn unter den Gästen war kein geringerer als Weltstar Udo Lindenberg persönlich, der sich geehrt fühlte, dass er als erster Maler im Neuen Kunstmuseum zu sehen sein würde. Auch die Stadt gefalle ihm gut. "Über die Maßen charmante Leute hier die ich treffe und es ist sehr schön hier zu sein. Und ich freue mich auch sehr, dass der Oberbürgermeister hier ist, der Innovator, der Pionier der Ökologie, der auch nach dem Motto verfährt: andere denken nach, wir denken vor. Boris, schön dass du hier bist!" - so der Rockstar.

Der angesprochene Boris Palmer freute sich sichtlich, einen Weltstar in Tübingen empfangen zu dürfen. In seiner Rede zollte er aber auch den Bauherren und dem Baubürgermeister hohen Respekt und forderte einen Sonderapplaus für die architektonische Anmutung des Gebäudes. Eine Meinung, die die anwesenden Vertreter aus Politik und Kultur teilen: "Da kann ich nur sagen: wow! Es ist grandios, die Architektur ist betörend und sehr modern", äußerte sich Kurator und Kunstkenner Roland Doschka. "Und sie ist wie geschaffen für moderne Kunst. Es ist etwas, was Tübingen bereichern wird, aber nicht nur Tübingen, sondern die ganze Region. Ich bin beglückt, dass so etwas in so kurzer Zeit hier entstanden ist." Vierzehn Monate betrug die Bauzeit. Es handelt sich um ein privates Projekt, das ohne öffentlichen Gelder finanziert wurde. Lediglich eine Energieeffizienzförderung gab es.

Auch Julian Grünke, Bundestagsvorsitzender der CDU, ist begeistert: "Ich war vor ein paar Wochen auf der Baustelle hier, da lag noch kein Boden drin und nichts und ich habe daran gezweifelt, dass es fertig wird.
Und heute war alles fertig und ich bin total begeistert von dieser Eröffnung und von diesem wunderbaren Museum, das hier für die ganze Region da sein wird." Ein Leuchtturm für Baden-Württemberg ist das Kunstmuseum in den Augen des CDU-Landesvorsitzenden Manuel Hagel: "Wenn wir sehen, was hier alles geschaffen wird, dass die Kunst eben nicht nur auf ihre ästhetische Bedeutung, sondern auch auf ihre kulturelle Bedeutung hin präsent gemacht wird, dass sich Menschen so einsetzen für Kunst und Kultur bei uns im Land. Da ist Tübingen der absolut richtige Standort."

Rund dreihundert Tonnen Stahlkonstruktion sind verbaut, die Fassaden bestehen aus Aluminium und Glas. Durch einen Stützen-Überbau über ein Bestandsgebäude hat das neue Gebäude zudem einen minimalen Flächenverbrauch. Nur eine der Herausforderungen, denen sich Architekt Albert Eisele gerne gestellt hat. "Einen Rahmen und einen Raum zu bilden für die Kunst in einer eigenen Architektur im minimalistischen Bereich. Minimalismus ist keine Kargheit, sondern man beschränkt sich auf das Wesentliche. Das arbeiten wir kräftig heraus, um sich nicht der Kunst aufzudrängen, sondern als Raum sich zu bieten und sich zurückhaltend zu bieten. Aber der Raum hat trotzdem eine ureigene Eigenständigkeit."

Durch den Abend führte die Schauspielerin Sandra Quadflieg, die Udo Lindenberg als den "sexiest man alive" bezeichnete. Zwischen der Lokalprominenz war auch Fernsehstar Thomas Gottschalk unter den Gästen, der eine ganz besondere Verbindung zu Tübingen hat, wie er sagt: "Ich habe hier schon zweimal Weihnachten verbracht. Die Tochter meiner Frau lebt in Tübingen seit vierzehn Jahren. Und Boris Palmer ist auch ein Mann, der sich nichts gefallen lässt, das finde ich auch gut." Udo Lindenberg sei natürlich ein Komet, der zweimal aufgeschlagen sei - "wie ich. Er malt besser als ich, aber ich glaube nicht, dass Tübingen jemals eine Ausstellung für mich machen würde."

Mit der Malerei hatte Udo Lindenberg vor dreißig Jahren mehr aus einem Zufall heraus angefangen, als er in einer Bar um ein Udogramm, also eine kleine Zeichnung seiner selbst, gebeten worden war. Neben sich stand ein alkoholisches Getränk, das er umgestoßen habe, und das sich im Folgenden über seine Zeichnung ergossen habe: "Was für wunderbare Farben. Das muss man dann fixieren, die Farben sind so sanft, so zart." Er habe eine Frau an einem anderen Tisch um Haarspray gebeten. "Und fertig war das Likörelle, das berühmte Likörelle, das ich später auch angemeldet habe." Mit der Erkenntnis, dass ihm auch die Malerei liegt, flammte eine neue Leidenschaft in ihm auf. Sie wurde für ihn ein sehr großes und "geiles" Abenteuer. Doch nicht nur Abenteuer, auch gezielte Botschaften finden sich in seinen Gemälden wieder: "Du sollst nicht töten, du sollst für den Frieden am Start sein und für die Aussöhnung der Religionen. Nicht der Krieg der Religionen, das ist alles dabei. Dann haben wir natürlich Bilder gegen rechte Gewalt, gegen den braunen Scheiß, der wieder erstarkt, dem wir entgegentreten müssen in ganz entschiedener Form!" Wie in der Musik – bei der Vernissage verkörpert durch Noah Fischer aus Lindenbergs Panikorchester – sollte prinzipiell mehr Politik auch in der Kunst zu finden sein, findet der Musiker, damit die Malerei in einer immer mehr entgleisenden Welt nicht zu einer dekorativen Maßnahme verkomme. Udo Lindenberg ist laut Bernd Feil, Geschäftsführer und Kurator des Neuen Kunstmuseums Tübingen, ein Mensch, der für Frieden und Pazifismus einstehe und die ganze Menschenfamilie ansich betrachte. "Wer könnte ein besserer Botschafter für Frieden in unserer Zeit sein und für Veränderung in unserer Zeit?"

Die Festrede hielt Simon de Pury, der als berühmtester Auktionator der Welt gilt. Er hatte früher als Kurator bereits viele Leihgaben nach Tübingen gemacht, war bisher aber nie persönlich in Tübingen gewesen. Ein Leben ohne Kunst kann sich der Kunstkenner nicht vorstellen. Kunst baue Brücken und bringe Leute zusammen, auch oder vielleicht gerade besonders die von Udo Lindenberg. "Er ist ein hoch talentierter Mensch. Nicht nur als Musiker, nicht nur als Sänger, auch als Maler. Ich liebe seine Texte, seine Titel der Gemälde. Und dann liebe ich auch seinen großen Humor." Diese Meinung teilt auch Manuel Hagel: "Udo Lindenberg ist ja in allem spannend, in seiner Musik, in seiner Lebensform, in seiner Präsenz die über Generationen hinweg hat bei ganz vielen. Ich finde diese Kunst wirklich sehr inspirierend, kreativ und in ausreichendem Maße spannend, weil sie immer wieder nachdenkt oder auch anregt nachzudenken."

Als erste Ausstellung für das Neue Kunstmuseum also absolut angemessen, denn dieses will einen neuen Zugang zur Kunst schaffen – auch digital. Beispielsweise solle Kunst gezeigt werden können, die gar nicht vor Ort ist. Laut Kurator Bernd Feil arbeite das Museum noch an einem Avatarprojekt, um in Zukunft unter anderem Schulklassen Sachinhalte erklären zu können. "Wir wollen ein Publikum erreichen, das das findet, was es sucht, nämlich freudige gute Gedanken. Wir wollen keine Kunst zeigen, die an Krieg und Vernichtung und Vergeltung erinnert. Wir wollen den Menschen den Optimismus zurückgeben. Wir wollen Themen aus dem Leben und aus dem Alltag herausgreifen und diese ganz neu beleben und anders inszenieren."

Laut der Tübinger Notärztin und Schriftstellerin Lisa Federle wüssten nur wenige, dass Bernd Feil ein überaus sozialer Mensch sei und unheimlich viel nebenher ehrenamtlich subventioniere und Vereine unterstütze. "Und das finde ich ganz großartig, das ist heutzutage nicht mehr selbstverständlich."

Das Neue Kunstmuseum ist ab sofort für die Öffentlichkeit zugänglich. Die Werke von Udo Lindenberg unter dem Motto "Panik in Tübingen" werden bis zum 15. Juni zu sehen sein.

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