Rainer Stickelberger | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Wie geht es mit der Bewährungshilfe weiter - Rainer Stickelberger zu Gast

Stand: 24.03.15 15:03 Uhr

Gebt der Resozialisierung im "Ländle" eine Zukunft - das ist die klare Forderung, die der "Verband Bewährungs- und Straffälligenhilfe Württemberg" im Rahmen seiner Mitgliederversammlung gestern in Tübingen an die Landesregierung stellte. Und die war mit Justizminister Rainer Stickelberger prominent vertreten. Aktuell denkt Grün-Rot über die Zukunft der Bewährungshilfe nach. Diese wird derzeit von der privaten Neustart gGmbH durchgeführt. Der Vertrag läuft aber Ende 2016 aus. Ob dann ein neuer privater Träger gesucht wird, oder ob die Bewährungshilfe wieder verstaatlicht wird, ist noch nicht entschieden. Über diesen und weitere Ansätze der grün-roten Resozialisierungspolitik gab Stickelberger gestern Auskunft.


Achim Brauneisen ist Generalstaatsanwalt und Vorsitzender des württembergischen Verbands der Bewährungs- und Straffälligenhilfe. Und ihn treibt vor allem eine große Sorge um: Dass nämlich aufgrund der Mehrkosten, die dem Land durch die Übernahme der Bewährungshilfe entstünden, andere Projekte im Bereich der Resozialisierung auf der Strecke bleiben.

Was die Kosten angehe, könne er Entwarnung geben, so der Minister gestern. Das Ersparen von Hafttagen sei ihm zufolge für das Land immer noch die günstigste Lösung. Ein Hafttag für Erwachsene koste über 100 Euro pro Häftling pro Tag. Und Stickelberger glaube, dass sich jeder Euro, den man in die Prävention und Bewährungshilfe investiere, um Straftaten zu verhindern, sich auch volkswirtschaftlich rechnen würde.

Auch wichtig aus Sicht des Ministers: das Thema "Jugendarrest". Denn dieser könne als Vorstufe der eigentlichen Jugendstrafe das weitere Straffälligwerden noch abbiegen. Tragendes Element der pädagogischen Gestaltung des Jugendarrests solle in Zukunft die Förderung durch soziales Training und die Nachsorge sein. Und mit dieser klaren Ausrichtung habe die Landesregierung mit Rückgriff auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse erstmals innovative Standards für den Jugendarrest festgelegt, so Stickelberger.

Auch das Projekt "Haus des Jugendrechts" lag dem Minister am Herzen, bei dem Polizei, Staatsanwaltschaft und Jugendhilfe in Fallkostellationen zusammenarbeiten und straffällig gewordene Jugendliche schon früh in den Blick nehmen. Ein Ziel: das Verbrechen sofort bestrafen, um eben noch unter dem Eindruck der Straftat und deren Aufarbeitung aktuell eingreifen zu können. Und ein zweites Thema laut Stickelberger: Wie könne man sehr früh in kriminelle Strukturen hineinhorchen, aufspüren, wo solche kriminellen Karrieren sich anbahnen, und vielleicht dann intervenieren, um ein weiteres Straffälligwerden zu verhindern. In den Städten mit solchen Häusern sei die Jugendstaffälligkeit zurück gegangen. Er würde sich in mehr Gemeinden solche Einrichtungen wünschen.

Wichtig auch Thema Nummer drei: die Bewährungshilfe. Hier wolle er die jetzige Struktur und die damit verbundene Qualität beibehalten. Was die Landesregierung ebenfalls erhalten wolle, sei dem Justizminister zufolge die große Zahl der Ehrenamtlichen, die gewonnen werden konnten. Und eines sei auch klar: Auf die Bewährungshelfferinnen und Bewährungshelfer, die jetzt ihren Dienst versehen, könne man auch gar nicht verzichten. Wie es jetzt aber ganz konkret mit der Zukunft der Bewährungshilfe an sich aussehe, könne er noch nicht sagen. Er wolle mit seinen Kollegen innerhalb der Regierungsfraktionen in den nächsten Wochen entsprechende Lösungen finden.

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