Landrat Reumann besucht Asylunterkunft | Bildquelle: RTF.1

Gomadingen:

Flüchtlingsintegration durch viel ehrenamtliches Engagement

Stand: 28.01.15 16:00 Uhr

"Wir können nicht in der Tagesschau von 20 Uhr bis 20:15 Uhr betroffen sein, wenn wir das Leid der Menschen in den Krisengebieten sehen, und dann um 20:16 Uhr sagen: Aber mich geht das ja nichts an." Dieser Satz stammt von Gomadingens Bürgermeister Klemens Betz und war Ausdruck seiner Gefühlslage, als er zum ersten Mal hörte, dass Asylbewerber in der kleinen Gemeinde untergebracht werden sollen. Mittlerweile leben dort 50 Flüchtlinge und die Integration in den Alltag verläuft gut. Das liegt auch am großen, ehrenamtlichen Engagement der Gomadinger.


Familie Hosseini ist mit ihren Kindern aus Afghanistan geflohen und lebt seit gut zwei Monaten hier in Gomadingen. Reutlingens Landrat Thomas Reumann war in den kleinen Ort auf der Schwäbischen Alb gekommen, um sich gemeinsam mit Bürgermeister Klemens Betz die Asylunterkünfte hier anzuschauen. Erst Mitte Oktober erfolgte der Beschluss, Flüchtlinge aufzunehmen. Dann ging alles sehr schnell, wie Bürgermeister Klemens Betz erzählt.

Sie hätten dann Arbeitsgruppen gebildet innerhalb der 100 Ehrenamtlichen. 10 oder 12 seien für Sprache verantwortlich, die nächsten machten Sternbergcafé, die Dritten machten Begrüßung, die Vierten guckten, dass jeder Asylbewerber ein Fahrrad hätte, die Fünften hätten Fernsehapparate mit Receiver auf die Zimmer gestellt. Und so hätte jeder sich dort eingebracht, wo es für ihn am sinnvollsten wäre.

Am 18. November kamen die ersten Flüchtlinge hier an. Zur Zeit sind es 22 aus Syrien, 11 aus Pakistan, neun aus Afghanistan und acht aus dem Irak. Es gibt mittlerweile viele gemeinsame Aktivitäten zwischen Gomadingern und den Neuankömmlingen. Von Sport- und Freizeitangeboten über Sprachkurse bis hin zu gemeinsamen Einkäufen. Johannes Streib, Pfarrer und ehrenamtlich Tätiger berichtet von seinen Erfahrungen.

Sie seien willkommen im Dorf. Es gäbe total berührende Geschichten (...) Heiligabend seien Asylbewerber im Gottesdienst. Er hätte das Evangelium natürlich auch auf Englisch verlesen, um sie willkommen zu heißen und aber auch der Gemeinde zu zeigen: Leute! Hier feierten Menschen mit ihnen Weihnachten, deren Religion nicht christlich sei. Sie seien Muslime. Sie kämen aber zu ihrem größten Fest. Das fände er sehr bewegend.

Dass die Unterbringung der Asylbewerber in Gomadingen möglich ist, liegt aber vor allem an Wolfram Wäscher. Dem Unternehmer gehört das Feriendorf, in dem die Flüchtlinge untergebracht sind. Er hat die voll eingerichteten Wohnflächen günstig zur Verfügung gestellt. Bürgermeister Betz zeigt sich hocherfreut darüber, wie die Integration der Gäste, wie er sie nennt, in die Gemeinde funktioniert.

Wenn man die Menschen fragte: wie gefiele es euch in Gomadingen? Wie gefiele es euch in Deutschland? Und sie sagten dann, sie fühlten sich hier wie zuhause nach zum Teil wirklich dramatischen Fluchten (...) Manche seien traumatisiert. Und sie hätten in Gomadingen eine Heimat gefunden. "I feel very good in Gomadingen," sagten sie.

Aber natürlich gibt es auch hier auf der Schwäbischen Alb dieselben Probleme, die es anderswo im Alltag mit den Flüchtlingen auch gibt. Angefangen bei fehlender Arbeitserlaubnis bis hin zu hohen Kosten für den öffentlichen Personennahverkehr, um beispielsweise nach Münsingen zum Einkaufen zu kommen.

Da kommen Spenden, wie sie jetzt auch wieder erfolgt sind, genau richtig. Bei diesen Summen mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein für die Asylhilfe Gomadingen.

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