Neues Gerät Uniklinik | Bildquelle: RTF1

Tübingen:

Revolution in der Krebsbehandlung

Stand: 01.08.18 17:39 Uhr

Fast jeder zweite Krebspatient muss sich während seiner Behandlung einer Bestrahlung unterziehen. Sie bildet eine der Säulen in der Krebsbehandlung. Die Form dieser Bestrahlung wurde nun revolutioniert: ein neues Gerät - der Unity 1.5 Tesla MR-Linac - vereint erstmals MRT und Bestrahlungseinheit. Der erste 1.5 Tesla MR-Linac in Deutschland steht nun in der Uniklinik Tübingen, wo er gestern feierlich eingeweiht wurde.


Hochrangige Gäste aus der Politik und Wissenschaft hatten sich am Mittwoch in der Radioonkologie des UKTs versammelt, um mehr über das neuste Großgerät zur Krebsbehandlung zu erfahren.

Was das Gerät, das von den Firmen Elekta und Philips entwickelt und hergestellt wurde, kann, erklärt Daniela Thorwarth aus dem Bereich Medizinische Physik.

„Der MR-Linac kann eine Kernspintomographie machen während ein Patient bestrahlt wird. Das heißt übersetzt in ganz einfachen Worten: Wir können ein Video vom Inneren machen und genau sehen, was wir jetzt in diesem Moment behandeln. Somit haben wir die Möglichkeit, den Tumor ganz genau zu behandeln und müssen nicht mehr wie früher, so ein gewisses Sicherheitsgebiet außen herum behandeln" so Thorwarth.

Das bedeutet, dass in Zukunft kaum oder gar kein gesundes Gewebe mehr bestrahlt wird. Der Tumor selbst kann dadurch auch intensiver, stärker und vor allem punktgenau bestrahlt werden.

Nur zwei Standorte in Deutschland haben von der Deutschen Forschungsgemeinschaft solch ein Großgerät finanziert bekommen.

„Wir haben lange drum gekämpft und die deutsche Forschungsgemeinschaft hat uns über 9 Millionen Euro dafür gegeben, weil wir auch ein sehr gutes Konzept hatten. Ein Forschungskonzept, welches den Patienten zu Gute kommen wird, die mit Krebserkrankungen zu uns kommen" erklärt uns der Direktor des UKT's, Prof. Michael Bamberg.

Der zweite Standort ist Heidelberg, die ihren MR Linac – allerdings von einem anderen Hersteller – bereits erfolgreich in Betrieb genommen haben. Damit befinden sich beide Kombigeräte in Baden-Württemberg. Das freut auch Ministerin Theresia Bauer.

„Ein wunderbarer Beleg dafür, dass in Baden-Württemberg Hochschulmedizin auf Spitzenniveau betrieben wird" betont die Ministerin.

Und genau dieser Fortschritt ist das Ziel der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Sie suchen die geeignetsten Partner aus, ohne auf andere Punkte, wie beispielsweise die Regionalität, zu achten.

Tübingen erfüllte alle Kriterien und kann mit seinem revolutionären Gerät, wie es Prof. Zips aus der Radioonkologie nannte, Mitte September an den Start gehen. Da es aber bisher noch nicht zum realen Einsatz am Patienten kam, müssen die Ärzte, Wissenschaftler und Mitarbeiter erst noch geschult werden.

Besonders geeignet ist die neue Form der Strahlenbehandlung für Krebserkrankungen und Tumore im Enddarm, der Prostata, der Speiseröhre und im Mund- und Kieferbereich. In diesen Bereichen war es bisher, durch Bewegungen des Darms oder der Lunge, schwer die Tumore exakt zu behandeln. Doch dank des MR Linacs, wird sich das wohl bald ändern.

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