Produktion der S-Klasse in Sindelfingen | Bildquelle: Daimler AG (Pressebild)

Stuttgart:

Verbotene Absprachen? Kretschmann und Strobl fordern schonungslose Aufklärung der Auto-Konzerne. Gefahr für Standort

Stand: 25.07.17 17:30 Uhr

Im Fall der Vorwürfe von mutmaßlichen Kartell-Absprachen großer deutscher Autobauer - darunter auch gegen Daimler und Porsche - sehen führende Landespolitiker nach der Affäre um manipulierte Diesel-Motoren einen drohenden, weiteren schweren Image-Schaden. Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach vom einem Tiefschlag für den Automobil-Standort, CDU-Chef Thomas Strobl davon, dass bereits viel Vertrauen zerstört worden sei. Beide sehen die Unternehmen in der Pflicht, jetzt schonungslos aufzuklären.


Rund 20 Prozent der Arbeitsplätze sind in Baden-Württemberg - Stand 2012 - direkt mit dem Kraftwagensektor verknüpft. Zu diesen rund 203 000 Jobs kommen noch Zehntausende weitere in Zulieferer-Branchen dazu . Rund 44 Prozent der Exporte im Exportland Baden-Württemberg hängen am Auto. Nach dem weltweiten Image-Verlust und Milliarden-Strafzahlungen durch manipulierte Diesel-Motoren droht aus Sicht führender Landespolitiker erneut gefährliche Ungemach - sollten sich die Vorwürfe rund um kartellrechtlich verbotene Absprachen über technische Standards, Fahrzeug- und Zulieferer-Preise bestätigen..Alle Dinge müssten jetzt schonungslos auf den Tisch der Behörden.

Grade da Unternehmen wirtschaftliche Interessen verfolgten, müsse der Staat eine "unabhängige und scharfe Kontrolle gewährleisten", so Ministerpräsident Winfried Kretschmann heute in Stuttgart. Eine schonungslose Offenlegung aller Unregelmäßigkeiten seitens der Automobilkonzerne fordert auch Vize-Regierungschef Thomas Strobl: er hoffe, dass "verantwortungsbewusste Automobilmanager" jetzt "die Chance" erkennen, "zerstörtes Vertrauen zurückzuerarbeiten. Ich rate sehr dazu, diese Chance zu nutzen."

Von einem rechtlichen Verfahren gegen Porsche, Daimler, Audi, BMW und VW spricht das zuständige Bundeskartellamt indessen bewusst nicht. Man führe Gespräche und bewerte Informationen die derzeit vorlägen.

Für eine abgewogene Bewertung der Dinge plädieren auch andere. die SPD-Landesvorsitzende Leni Breymaier betonte, dass "jede Absprache zu Lasten der Verbraucher (zu) ahnden" sei. Indessen sei nichts "an regelmäßigen Treffen auszusetzen", die der Verständigung über technische Fortentwicklungen und Standards dienten.

Sollten sich die Vorwürfe juristisch aber bestätigen könnten den Autoherstellern nicht nur erneut Milliardenzahlungen, private Schadensersatzansprüche und ein neuerlicher globaler Imageverlust drohen; im Land droht dadurch möglicherweise dann auch auch der Verlust Tausender Arbeitsplätze:

WERBUNG:



Seitenanzeige: