Aktion auf dem Marktplatz | Bildquelle: RTF.1

Reutlingen:

Luftballons für Kita-Plätze - Eltern werben um Erzieher, ver.di um eine Attraktivitätssteigerung

Stand: 26.05.17 17:39 Uhr

Der Fachkräftemangel ist in aller Munde. Doch während die Wirtschaft zahlreiche Maßnahmen ergreift, um gegenzusteuern, bleibt das Problem an anderer Stelle scheinbar ungelöst: nämlich dort, wo es eigentlich viel dringlicher ist, bei Kindergärten und Tagesstätten. Die Stadt Reutlingen hat jüngst verkündet, dass es für 220 Kinder über 3 Jahren keinen Betreuungsplatz im Jahr 2017/18 gibt, 80 weitere finden sich auf Wartelisten - und das, obwohl die Kommunen ja mittlerweile in der gesetzlichen Pflicht stehen, jedem Kind einen Platz anzubieten. Jetzt haben sich sowohl Eltern, als auch die Gewerkschaft ver.di diesbezüglich zu Wort gemeldet.


Ein Luftballon für jedes Kind, dass in den städtischen Einrichtungen in Reutlingen keinen Platz hat. Den Grund dafür, hat der Gesamt-Elternbeirat der Reutlinger Kindergärten und Kindertagesstätten, im Fachkräftemangel ausgemacht. Sprich: Es fehlt an Erziehern.

Sie seien selbst betroffen, berichtet eine Mutter. Sie hätten für ihren Großen keinen Kindergartenplatz  und seien beide Vollzeit berufstätig. Jetzt wüsste die Familie noch nicht einmal, wie sie ihr Leben ab März organisieren solle. Zwar könnten eventuell die Räumlichkeiten geschaffen werden, aber Personalmangel sei schon immer ein Thema gewesen und darum hätten sich betroffene Eltern auf dem Reutlinger Marktplatz versammelt um auf konstruktive Art und Weise etwas dagegen zu tun.

Die Aktion soll Aufmerksamkeit erregen und somit die Stellenausschreibung der Stadt, die händeringend nach pädagogisch geschultem Personal sucht, unterstützen. Dafür war jedem Ballon eine Karte angehängt, auf der Erzieherinnen und Erzieher gebeten werden, sich zu bewerben.

Was man auf keinen Fall wollen, seien Verwahreinrichtungen, erklärt Benjamin Stein, der Geschäftsführer des ver.di Bezirks Fils-Neckar-Alb. Von diesem Bild der Kindereinrichtung sei man lange weg. Es gäbe eine hochwertige pädagogische Ausbildung und das bedeute auch eben zum Wohl des Kindes, dass nicht unendlich mehr Kinder in die Einrichtungen geschoben werden könnten.

Doch damit vielleicht schon bald wieder dieses Bild vorherrscht, gilt es erst einmal die pädagogischen Berufe wieder attraktiver zu gestalten – nicht nur finanziell. Auch in der Gesellschaft müsse sich ein Wandel vollziehen. Schon längst geht es nicht mehr nur darum, auf die Kleinen aufzupassen.

Ob das jetzt die Erzieherin in der Kindertageseinrichtung sei oder ob es der Sozialpädagoge in den Jugendämtern sei, sie seien es, die eigentlich die nächste Generation vorbereiten würden, die die demokratische Gesellschaftsordnung in Deutschland dann darstelle, gibt Gewerkschaftssekretärin Özge Aygün zu bedenken. Und das habe eigentlich einen großen Wert, aber das Image in der Gesellschaft sei ein anderes, ein verschrobenes.

Bleibt zu hoffen, dass die Luftballonaktion möglichst viele Fachkräfte motiviert und sich die Sorgen der betroffenen Eltern wegen der fehlenden Betreuungsplätze bis zu Beginn des neuen Kindergartenjahres im September in Luft aufgelöst haben.

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