Inklusion | Bildquelle: RTF.1

Tübingen:

Leichte Sprache als Inklusionsmethode

Stand: 23.06.14 09:16 Uhr

Über das Thema Inklusion ist in vergangener Zeit viel diskutiert worden. Menschen mit Behinderungen sollen so gut wie möglich in die Gesellschaft integriert werden. Dass Behinderte mehr teilhaben können am alltäglichen Leben, hat sich eine junge Frau aus Tübingen auf die Fahne geschrieben.

Auf behinderte Menschen warten im Alltag zahlreiche Hindernisse. Rollstuhlfahrerin Veronika Schaible hat damit jeden Tag zu kämpfen. Dass sie neben physischen aber auch sprachliche Barrieren überwinden muss, daran denken nicht viele.

Hier ist Krishna-Sara Helmle gefragt. In ihrem kleinen Tübinger Büro "Textöffner" übersetzt sie Texte in die so genannte 'Leichte Sprache'. Kurze Sätze, klare Worte, keine Fremdwörter, das Wichtigste auf den Punkt bringen: Jeder kann so die Aussagen eines Textes verstehen. Darin liegt die große Aufgabe für Helmle.

Die studierte Romanistin und Germanistin setzt die Leichte Sprache einer Übersetzung in eine Fremdsprache gleich. "Wenn ich einen Text ins Französische übersetze, ist das für  mich der gleiche Aufwand. Im Grunde. Aber manchmal sogar noch einen Ticken schwieriger,  weil man macht sich sonst ja keine Gedanken über ein deutsches Wort." Zum Beispiel das Wort "freiwilllig", wie könne man das anders erklären? Möglich wäre etwa "es zwingt Sie niemand". "Im Französischen weiß man, das hieße dann das und das. Auf Deutsch muss man dann noch überlegen. Weil es sei ja eigentlich schon da, das Wort, aber man müsse dann andere dafür finden", erklärt Helmle.

Die Leichte Sprache ist hauptsächlich für Menschen gedacht, die Lernschwierigkeiten oder einen Migrationshintergrund haben und Deutsch nicht gut verstehen. Sie hilft ihnen, einen Zugang zu Informationen und damit zur Gesellschaft zu finden.

Das einfache Deutsch ist im Kommen: Webseiten, Broschüren und auch Bücher werden in Leichter Sprache angeboten. Bundeseinrichtungen sind gar dazu verpflichtet, ihre Webseiten in Leichter Sprache anzubieten. Denn allmählich wächst ein Bewusstsein dafür, dass der Bedarf groß ist: Bis zu 20 Millionen Muttersprachler in Deutschland haben laut einer Studie Probleme damit, Texte zu lesen und zu verstehen.

Für Veronika Schaible ist die Leichte Sprache der Schlüssel, um sich zurecht zu finden.

Die Leichte Sprache helfe ihr sehr. Eigentlich sei die Leichte Sprache das A und O für sie, weil sie sonst nicht das Meiste verstehen würde, was die Leute ihr so rüberbringen wollten an Botschaften.

Krishna-Sara Helmle und Veronika Schaible kennen sich schon seit einigen Jahren. Sie verbindet nicht nur eine Freundschaft, sondern auch das Bewusstsein dafür, wie wichtig die Leichte Sprache ist. Beide aber wissen, dass noch einiges zu tun ist, bis die Leichte Sprache sich in allen Lebensbereichen und insbesondere im Internet etabliert hat.

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