Sommerausstellung | Bildquelle: RTF.1

Balingen:

Modelle, Akte und Kokotten: Neue Balinger Sommer-Kunstausstellung in Vorbereitung

Stand: 24.06.16 19:14 Uhr

Das Balinger Ausstellungswunder geht in die nächste Saison. Auch in diesem Sommer verwandelt sich die Stadthalle in eine Kunstgalerie. Wir haben schon darüber berichtet. In diesem Jahr werden Bilder von Ernst Ludwig Kirchner ausgestellt, dem bedeutendsten Maler des Expressionismus. Dabei konzentriert sich die Ausstellung auf Frauendarstellungen: Modelle, Akte und Kokotten. Am Freitag wurden die ersten Bilder aufgehängt.


Das erste Bild, das für die diesjährige Sommerausstellung in Balingen, aufgehängt wurde, ist das Covergirl – das Titelbild, mit dem die Ausstellung beworben wird. Ernst Ludwig Kirchner hatte es neunzehnhundert-zehn gemalt. Damals wirkte er in Dresden. Das Gemälde zeigt die junge Artistentochter Marcella.  Kirchner liebte es, die Figuren in der freien Natur festzuhalten, sagte Kuratorin Annette Vogel. "Anmutig, wie dieses Mädchen hier auf dem Sofa sitzt im Badeanzug und so nachdenklich und relaxt mit der Katze am Sofa."
 
Die Balinger Ausstellung zeigt alle Lebensgefährtinnen und Geliebten von Ernst Ludwig Kirchner, aber auch Modelle, zu denen der Künstler nur beruflichen Kontakt pflegte.  Ein Schwerpunkt liegt auf die Berliner Zeit – kurz vor Ausbruch des Ersten Weltkriegs. Berlin war eine sehr lebhafte und pulsierende Metropole, in der Kirchner das eigene Atelier als Rückzugsraum sah.

"Dort ist seine Lebensgefährtin, und dort sind seine Freunde, und dort wird getanzt und kaum tritt er auf die Straße, sieht er die Kokotte. Eine Art Gegenwelt. Die Kokotte, die verkörpert für ihn die Anonymität der Großstadt und auch die Einsamkeit und auch diese beginnende Unruhe", so Vogel.
 
Kokotten, das waren Prostituierte. In einem Berlin, in dem Prostitution verboten war, mussten sie im Geheimen durch Zeichen ihre Freier finden. 

Das schnelle Berlin kurz vor der Apokalypse belastete den Künstler psychisch wie physisch. Im Atelier konnte er sich der Ruhe widmen und Akten einem, das nur ganz selten zu sehen ist. Es zeigt Frauen im Bade, ist aus dem Jahr 1911 und zitiert Kirchners indische Einflüsse: Höhlenmalerei der Ajanta aus dem 5. und 6. Jahrhundert.
 
Die Bilder stammen aus dem Bestand des Brücke-Museums in Berlin. Es ist die dritte Kooperation mit der Stadthalle Balingen. Ab Samstag, den zweiten Juli ist die Ausstellung zu sehen – und dann den ganzen Sommer über bis zum dritten Oktober.

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